Leidenschaft für Kaffee & Maschinen
Wenn ich etwas genau so liebe wie Küchengeräte, dann ist das guter Kaffee. Doch dessen Zubereitung ist nicht immer ganz so einfach. Abseits der eintönigen Vollautomaten hilft da nur Erfahrung, eine gute Bohne, der richtige Mahlgrad, und ein optimaler Mix aus Temperatur, Druck und Durchlaufgeschwindigkeit. Natürlich gelingt all das nach wie vor nur standesgemäß in einer echten Siebtägermaschine. Die kleine und kompakte SMEG Espressomaschine verspricht eine solche zu sein. Doch ob der Italiener tatsächlich auch eines guten Espressos würdig ist, untersuche ich in diesem Beitrag.
Die Landschaft der Kaffeemaschinen ist riesig und gerade, wenn man sich als Einsteiger mit dem Thema Siebträger befasst, wird man im undurchsichtigen Markt schnell von Fachbegriffen erschlagen. Dabei will man doch einfach nur eine kleine feine Kaffeemaschine, die unkompliziert guten Kaffee macht.
Einführung in den Mahlgrad
Zur kleinen feinen Kaffeemaschine kommen wir auch gleich, doch zum Einstieg habe ich noch ein paar Worte der Kaffeekunde.
Bei der Kaffeebohne selbst, sollte nämlich beachtet werden, dass hier logischerweise das shit in - shit out Prinzip greift. Wählt man also eine schlechte Kaffeebohne, kann auch in der besten Maschine kein guter Kaffee entstehen. Meine Lieblingsbohne ist beispielweise von Zicaffè.
Danach ist der Mahlgrad entscheidend, denn Kaffeekochen ist ein Extraktionsprozess. Der Mahlgrad gibt grob gesagt an, wie viel und auch welche Stoffe letztlich im Kaffee landen. Von den über 1000 im Kaffee enthaltenen Aromen sollen möglichst viele in der Tasse landen, allerdings am besten möglichst ohne Bitterstoffe, die das Kaffeevergnügen verderben. Um eben die richtige Menge an Aromen aus dem Kaffee zu lösen, steht der Mahlgrad immer in Verbindung mit der Brühdauer. Bei einer kurzen Brühdauer wie bei einem Espresso benötigt man einen feinen Mahlgrad, da wenig Wasser verhältnismäßig schnell in die Tasse rutscht. Andere Brüharten, wie Filterkaffee oder Frenchpress brühen länger, dementsprechend sollte der Kaffee grober gemahlen sein, um im Laufe der Zeit nicht zu viele Bitterstoffe freizusetzen. Daraus lässt sich natürlich auch ableiten, dass grob gemahlener Kaffee bei einer kurzen Brühdauer zu wässrig schmeckt.
Ist das Espresso-Ergebnis also nicht gut genug, sollte man nicht gleich die Maschine oder den Kaffeeröster verteufeln, denn die individuelle Charakteristik einer Kaffeebohne, fordert immer auch einen eigenen Mahlgrad. Ist der Espresso zu wässrig, sollte er feiner gemahlen werden. Ist er zu bitter, muss er gegebenenfalls gröber gemahlen werden.
Sinnvolle Investition: Kaffeemühle
Wer mit dem überaus sinnvollen Gedanken spielt, sich zum Siebträger auch noch eine Kaffeemühle anzuschaffen, dem sei an dieser Stelle nur gesagt, dass die Qualitätsunterschiede hier fast noch größer sind, als bei den Kaffeemaschinen.
Die SMEG Espressomaschine
Weiteren Einfluss auf das Aroma hat außerdem die Brühtemperatur, der Druck, die Wasserhärte und weiteres, das sich nach und nach in die Gefilde der fortgeschrittenen Kaffeeliebhaber bzw. auch zu einer Glaubensfrage entwickeln mag. All das würde den Umfang des Beitrags sprengen, daher schauen wir uns die weiteren Punkte doch ruhig einmal direkt an der Maschine an.
In stolzen 7 Farben ist das Metall-Kunststoff-Gehäuse der SMEG Küchenmaschine zu haben. Das turmartige kugelige Design mit angenehmen Ecken und Kanten präsentiert sich im üblichen 50er Jahre Retro Design, welches das italienische Familienunternehmen SMEG in gewohnter Weise auch für die anderen Kleingeräte verwendet. Somit passt es perfekt zu den anderen Geräten, ist aber auch als Einzelstück in modernen als auch bestehenden Küchen ein absoluter Hingucker.
Austattung & Bedienung
Die Bedienelemente sind angenehm übersichtlich und minimalistisch. Auf der Rückseite sitzt der abnehmbare 1 Liter Wassertank. Unter dem Siebträger liegt eine abnehmbare Auffangschale mit Füllstandsanzeige, die zum Reinigen oder beim Kochen mit größeren Kaffeetassen, wie beschrieben, abgenommen werden kann. Auch für diesen Fall liegt eine kleine zusätzliche Abtropfschale bereit. Die Maschine ist also nicht nur für die Espresso Zubereitung geeignet, auch normale Kaffeetassen oder -gläser bis zu einer Höhe von etwa 13 cm können problemlos befüllt werden.
Auf der Oberseite leuchten 3 Bedienknöpfe mit denen alle Einstellungen vorzunehmen sind.
Der Netzschalter befindet sich seitlich unten.
Der Lieferumfang
Der Siebträger wird mit 3 Einsätzen geliefert: einfache Kaffeemenge, doppelte Kaffeemenge und ein Einsatz für Kaffeepads. Außerdem ist ein Portionier Löffel mit Tamper und natürlich eine Bedienungsanleitung im Lieferumfang enthalten. Alle Teile sollten vor dem ersten Gebrauch gereinigt und die Maschine durchgespült werden.
Kessel oder Thermo-Block System?
Nach dem Einschalten blinken die Tasten kurz in Reihe auf. Sobald sie durchgehend leuchten, ist die Maschine aufgeheizt und betriebsbereit. Und hier zeigt sich erstmalig die Kraft des modernen Thermo-Block-Heizsystems, da die Maschine sehr schnell einsatzbereit ist. Im Gegensatz zum klassischen Kessel einer Siebträgermaschine, der eine gewisse Wassermenge im Kessel erhitzt, zur Kaffeezubereitung pumpt und dann wieder aufheizen muss, ist das Thermoblock System eine Art Durchlauferhitzer. Das Wasser wird hier parallel zu einem Heizelement durch ein spiralförmiges Rohr gepumpt und somit während des Durchlaufs auf Temperatur gebracht. Das macht die Maschine wie gesagt sehr schnell einsatzbereit, Kessel-Systeme sind allerdings etwas weniger anfällig, was Temperaturschwankungen betrifft. Sie reagieren allgemein träger und der Kaffee schmeckt eigentlich am besten, wenn die Maschine den ganzen Tag läuft …
Die Anwendung
Genug der Theorie, lasst uns Kaffee machen. Dazu das passende Sieb in den Siebträger einlegen. Dieser wirkt wertig und schwer, mit einem inneren Siebdurchmesser von 52 mm. Etwas ungewohnt wirkt anfangs das Innere aus Kunststoff. Doch das sorgt aber dafür, dass der Kaffee ruhig und gleichmäßig durch die beiden Öffnungen in die Tasse läuft. Die Überraschung sitzt nämlich unterhalb der Siebe. Mit bis zu 15 Bar, drückt die SMEG all den Kaffee durch dieses kleine Nadelöhr. Eine Leistung, die man ihr anfangs sicher nicht zugetraut hätte, sorgt aber für den nötigen Druckaufbau und die richtige Durchflussgeschwindigkeit. Beide haben wiederum Einfluss auf die Extraktion der Aromen.
Das eingangs erwähnte Kaffeepulver kommt dann in den am besten ebenfalls aufgewärmten Siebträger und wird mit dem beiliegenden Tamper oder noch besser mit einem schweren Metalltamper festgedrückt. Damit kann ebenfalls etwas Einfluss auf den Druck und die Durchflussgeschwindigkeit genommen werden. Allgemein sorgt es dafür, dass das Wasser gleichmäßig durchfließt. Je fester das Kaffeepulver gepresst wird umso höher wird der Druck bzw. umso langsamer ist der Durchfluss.
Mithilfe der Markierungen lässt sich der Siebträger schnell und einfach an der Brühgruppe festziehen. Die schlanke Maschine muss dabei etwas festgehalten werden, damit sie nicht kippt. Vorgewärmte Tasse darunter und los geht’s.
Die zwei Bezugstasten können beliebig in der Wassermenge programmiert werden, dazu einfach so lange auf der Taste bleiben, bis die gewünschte Menge ausgetreten ist. Die Wassermenge ist dann beim einfachen Drücken auf dem jeweiligen Knopf gespeichert, bis man eine neue Wassermenge durch das Gedrückthalten einprogrammiert. So lassen sich beispielsweise auf beiden Knöpfen beliebige unterschiedliche Wassermengen einstellen.
Als erstes brüht die Maschine aber immer vor. Das heißt, sie feuchtet den Kaffee mit einer kleinen Wassermenge an und bereitet ihn so auf einen aromastarken Brühvorgang vor.
Anschließend läuft ein tiefschwarzer Espresso mit herrlicher Crema heraus und zeigt, dass die Komponenten der SMEG gut in Richtung perfekten Espresso aufeinander abgestimmt sind.
Kaffeepads im Siebträger
Ähnlich funktioniert das Ganze auch mit Kaffeepads, die vor allem dann praktisch sind, wenn man nicht mit losem Kaffeepulver hantieren möchte. Ein Kompromiss, der sich natürlich etwas zu Lasten der Qualität auslegt. Allerdings war ich war doch überrascht, wie gut Konsistenz und Geschmack eines Pad-Kaffees tatsächlich sein können!
Weitere Einstellungen
Weiteres Feintunig kann mit einer Kombination der Bedientasten im Programmiermenü getätigt werden. Dazu die Dampftaste etwa 10 Sekunden gedrückt halten, bis die drei Tasten nacheinander blinken. Um eine der drei Kaffeetemperatur-Stufen zu wählen, ist die Einzeltaste zu drücken. Ähnlich lässt sich auch die automatische Abschaltzeit und Wasserhärte einstellen. Letztere sorgt für eine zuverlässige Anzeige des Entkalkungsbedarfs.
Warmwasser & Dampf
Die seitliche Dampflanze kann Warmwasser zum Aufwärmen der Tassen oder für Tees ausgeben. Dazu einfach den darüberliegenden Hebel öffnen. Durch vorheriges Drücken der Dampf-Taste, lässt sich nach kurzem Blinken und dem anschließenden Öffnen des Hebels, Milchschaum zubereiten.
Einkreiser & Zweikreiser
Der Milchschaum ist für richtige Cappuccino-Junkies eher eine Kompromisslösung. Nicht weil sie nicht gut funktioniert, sondern weil sich die SMEG Espressomaschine in das Feld der Einkreiser-Maschinen einordnen lässt. Einsteigermaschinen besitzen in der Regel nur einen Heizkreislauf, der zum Kaffeebrühen und für den Wasserdampf verwendet wird. Für diese Vorgänge werden jedoch unterschiedliche Temperaturen benötigt. Während die ideale Brühtemperatur von Kaffee bei um die 90 Grad liegt, werden für den Dampf um die 100 Grad benötigt. Benutzt man die Dampffunktion und möchte dann Kaffee brühen, ist das System zu heiß und sollte abgekühlt werden, da sonst wieder die falschen Aromen aus dem Kaffee gelöst werden beziehungsweise der Kaffee regelrecht verbrennt.
Option: Milchaufschäumer
Das Problem lässt sich aber recht einfach lösen, denn mir sind sowieso die separaten Milchaufschäumer am liebsten. Unschlagbar guter, fester Milchschaum, für den nicht viel getan werden muss und dementsprechend auch nicht viele Fehler machbar sind. Die andere Alternative wäre eine Maschine mit zwei Heizkreisläufen, die sind aber logischerweise deutlich teurer als Einkreiser.
Fazit
Zusammenfassend möchte ich nochmal meine Begeisterung für Siebträger-Maschinen aussprechen. Es ist einfach der einzig wahre Kaffeegenuss, mit dem richtigen Feeling und den meisten individuellen Möglichkeiten. Der Zubereitungsaufwand ist zwar ein kleines bisschen höher als zum Beispiel bei einem Vollautomaten. Der Reinungs- und Wartungsaufwand insgesamt ist aber um ein Vielfaches geringer. Die SMEG ist dabei ein wunderbares Einstiegsgerät, das mit Leistung, Qualität und Design in dieser Preisklasse absolut überzeugt, wenn nicht sogar einmalig ist. Wer also eine kleine echte Siebträgermaschine sucht, die auch noch gut aussieht und leicht und unkompliziert zu bedienen ist, trotzdem aber ein paar Experimentiermöglichkeiten bietet, sollte mit der SMEG definitiv zufrieden sein.